Re: Beratung Radkauf: Alltag / Touren

von: cterres

Re: Beratung Radkauf: Alltag / Touren - 01.01.17 14:30

Wie Viele hier pendele auch ich mit dem Rad und auch schon seit Jahrzehnten. Mit den Jahren haben sich meine Wartungskenntnisse stark erweitert, weil mir gerade wegen des Dauergebrauchs ein gut funktionierendes Fahrrad wichtig ist. Das nimmt auch mal pedantische Züge an, so das ich großen Wert drauf lege, das nichts klappert.

Tatsächlich ist das perfekte Rad kaum erreichbar, sondern immer ein Kompromiss.
Ich versuche mal ein paar Dinge aufzulisten, auf die ich in den letzten Jahren verstärkt achte.

Das Gewicht des Rades ist mir zwar wichtig, allerdings achte ich eher auf das Gesamtgewicht des Fahrrades inkl. allem Zubehör und das der Laufräder im Speziellen.
Am Fahrradrahmen ist bei mir nach Kauf unter anderem ein anderer Sattel, eine gefederte Sattelstütze, ein Ständer und ein Schloß dran befestigt worden. Auch die Reifen ändern sich. Da werden aus den 12-13kg schnell 15-16kg für ein sogar noch leichtes Fahrrad.
Gewicht das mal eine Treppe rauf oder runter getragen werden müsste und dann hängt bei mir oft noch eine gefüllte Packtasche dran.
Ein paar Kilo weniger machen sich dann schon auch bemerkbar.

Die Laufräder und besonders die Reifen haben einen großen Einfluss darauf, wie leicht sich das Rad beschleunigen lässt. Im Straßenverkehr ist Bremsen und erneutes Anfahren, besonders in größeren Städten, ein wichtiges Argument gegen zu schwere Reifen.
Doch auch dabei muss man zu Kompromissen bereit sein.
Manche sehr leichten Reifen sind nicht sehr Widerstandsfähig gegen spitze oder scharfkantige Dinge, die auf dem Bodenbelag herumliegen können. Zum Beispiel Steine, Schrauben und Scherben.
Ein besonders leichter Reifen ist auch besonders oft platt und unterm Strich damit für den Dauerfahrer schlecht.

Ich bin so von Reifen mit mehr Profiltiefe zu Reifen mit dicker Pannenschutzschicht gewechselt und landete dann bei Reifen mit leichterer Kevlar-Pannenschutzschicht, die ein paar Euro mehr kosten und den selben Schutz wie deutlich schwerere Reifen bieten können.

Aus dem gleichen Grund lege ich mehr Wert auf leichte, schmalere Reifen und statt dessen einen gefederten Sitz. Breite und pannensichere Reifen sind sehr schwer und erfordern spürbar mehr Kraft beim Anfahren. Eine Federgabel, Federsattelstütze, angenehmerer Sattel und Handgriffe und schmalere, prall gepumpte Reifen, bevorzuge ich daher.
Um die Wartung einer Federgabel zu sparen, gebe ich mich aber mit einer Starrgabel zufrieden.

Etwas Platz für die Reifen brauch ich aber dennoch, denn bei Winterreifen für Fahrten auf Eis und Schnee dürfen diese etwas breiter werden. Hier setzt der Rahmen meines Giant Seek von 2013 jedoch hinten Grenzen und 40mm ist das Maximum. Im Sommer reicht mir auch 32-35mm.

Durch einen Zufall bin ich auch drauf gekommen, das Schutzbleche nicht breit genug sein können und eigentlich nur aus ästhetischen Gründen lediglich ein paar Millimeter breiter als die montierten Reifen gewählt werden.
Für leichten Schmutz, nassen Asphalt und etwas Regen genügt das auch.
Meine 60mm Schutzbleche über den 32er Reifen halten aber auch das Durchfahren von tiefen Pfützen oder Hochwasser ab und durch Schnee hindurch passt der Reifen auch reibungsloser am Schutzblech vorbei.
Das muss also nicht so breit sein, aber es ist auch kein Nachteil. Aerodynamisch ist es nicht, aber der bessere Witterungsschutz ist mir da wichtiger. Eine ausreichende Länge des Schutzbleches ist natürlich zwingend.
Das sollte vorne mindestens auf Höhe des Tretlagers enden und hinten auch nicht zu knapp sein.

Technisch achte ich auf eine eng gestufte Kassette mit kleineren Gangsprüngen, die ich auch durch häufige Gangwechsel ausnutze. Das hat sich für mich als Knieschonender herausgestellt. Dafür habe ich im norddeutschen Alltag immer eine gute Kraftübersetzung, verzichte allerdings auf besonders leichte Berggänge. Für solche Strecken müsste ich mein Rad erst umbauen. Hier Perfektion erreichen, geht nicht. Endweder oder. Mit einer begrenzten Anzahl Schaltstufen muss man sich entscheiden, ob man schneller oder leichter treten können will und falls man Beides abdeckt, werden Schaltsprünge größer, was man bei Gangwechsel dann vor allem mit gealterten Gelenken unangenehmer wahrnimmt.
Wer aber Anhänger zieht, sollte genügen leichtere Gänge haben, denn hier wird sonst das Anfahren zur Qual. Durfte ich mit einem voll beladenen Chariot auch schon erleiden.

Und wer schwere Gewichte zieht, ist mit einer guten Bremse gut beraten. Scheibenbremse, hydraulisch.
Ich fahre es seit mehr als einem Jahrzehnt und will nicht mehr drauf verzichten. Speziell die Bremskraft bei Nässe unterscheidet sich stark. Es ist dann auch nicht so sehr entscheidend, wie hochpreisig die Bremse ist.
Mit der an vielen Fahrrädern verbauten BR-395 von Shimano bringe ich auch mein schnelles Ebike bei jedem Wetter und mit hohem Gesamtgewicht sicher zum Stehen, auch schon mit 160mm Bremsscheiben.
Aufregende Felgenbremserfahrungen bei Regennässe durfte ich schon öfter machen und verzichte gerne darauf.

Wer sich Hydraulik nicht zutraut, kann auch mechanische Scheibenbremsen nutzen. Doch der Lernaufwand der für die Wartung von Hydraulik nötig ist, erfordert nur wenig Zeit.

Das sollte mal genügen. Es gäbe viele Kleinigkeiten die mir noch einfielen.
Für den Einsatz auf längeren Touren dürften verschiedene Griffmöglichkeiten am Lenker nützlich sein. Alternative Lenkerformen oder Lenkerhörnchen sind dabei eine mögliche Unterstützung, ansonsten ist ein Rad das man wirklich oft und in Summe pro Monat auch sehr weit bewegt, nach meiner Erfahrung auch für längere Touren geeignet. Was am Rad nicht so gut passt, bemerkt man im Dauereinsatz dann früh genug.