Elfte Etappe : Wolfsburg - Genthin 110km


Erneuerbare Energie


Ich verpacke mein Zelt und suche mir einen Bäcker in der Nähe zum Frühstücken. Vor dem Krieg war hier nur ein kleines Dorf und jetzt steht hier eine aus dem Boden gestampfte Stadt, die in der ganzen Welt bekannt ist und Hunderttausenden Arbeit gibt. Einmal mehr bin ich von der Tüchtigkeit der Menschen beeindruckt und gleichzeitig mache ich mir wieder viele Gedanken, wohin das alles noch führen soll, wenn der Resourcenverbrauch so gravierend weitergeht. Nach ca. einer halben Stunde erreiche ich einen weiteren geschichtsträchtigen Ort. Hier war bis 1990 Deutschland geteilt und ein neues Bundesland beginnt. Brandenburg liegt mit seinen riesigen Wäldern vor mir. Ausser einem Schild ist allerdings nichts mehr von dem ehemaligen Todesstreifen übrig. Ich hatte mir mehr erhofft. Es ist wirklich nichts zu erkennen. Die Felder gehen nahtlos ineinander über.


Ehemalige innerdeutsche Grenze

Ich bin dankbar, dass ich einfach weiterfahren kann und bin in Gedanken bei den Menschen, die für diesen Moment ihr Leben gelassen haben und so viel Leid ertragen mussten. Die Strasse scheint recht neu zu sein, doch von einem Fahrradweg keine Spur. Vor mir ragen viele Windmühlen in den Himmel, was ich aus dem Süden so nicht kenne. Es mutet fast schon ein wenig wie ein Windradwald an. Ich erfreue mich an dem Anblick und verstehe bis heute nicht, warum es Menschen gibt, die sich daran stören und gar von Landschaftsverschandelung sprechen. In mir löst es nur positive Gefühle aus. Bald befinde ich mich in einem endlos scheinenden Wald. Verkehr gibt es so gut wie keinen. Auch ist die Landschaft grundsätzlich deutlich weniger besiedelt als in den alten Bundesländern. Es macht Spaß durch diese Landschaft zu fahren. Wald, überall nur Wald und eine schnurgerade Strasse hindurch. Immer wieder mache ich kurz Halt und lass die Ruhe und das Vogelgezwitscher auf mich wirken. Hier würde ich gerne einfach mal querfeldein wandern. Ob man je wieder herausfinden würde?


Endlose Wälder

Mein Plan ist es heute bis nach Brandenburg - Stadt zu kommen, aber hinter und über mir ziehen dunkle Wolkenberge auf. Als ich in Genthin ankomme spüre ich die ersten Tropfen auf meiner Jacke und ich suche sofort einen Unterstand. Der Dunkelheit der Wolken nach zu urteilen muss jeden Moment ein gewaltiges Gewitter losbrechen. Eine Infotafel informiert mich über die Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten im Ort. Die Vorstellung mal wieder patschnass zu werden und im Regen mein Zelt aufzubauen lassen mich zum Handy greifen und das Hotel Anker anrufen und um ein Zimmer für die Nacht zu bitten. Das Unwetter zieht dann doch vorüber. Dennoch bin ich froh nun in einem Bett zu liegen und einen Fernseher zu haben und mich ausruhen zu können.