In Antwort auf: StephanBehrendt
Bei mir haben sich in den 50 Jahren Radurlaube viele Parameter geändert.

Bei mir sinds zwar nur knapp 40, aber dito.

Ich stelle bei mir aber auch fest, dass Entwicklungen nicht nur in eine Richtung gehen müssen, sondern dass es durchaus Wellenbewegungen gibt.

Ganz am Anfang haben wir in Jugendherbergen übernachtet und zähneknirschend in Kauf genommen, dass man sich nicht nur das Zimmer mit anderen teilen musste, sondern sich sehr oft nicht als Gast, sondern als Bittsteller vorkam. Zudem waren die Wünsche an die Gäste sehr unterschiedlich. Einige wollten gerne einen Anruf, um sich anzukündigen, andere fanden genau das unverschämt und erklärten, sie würden einem keine Minute vor 17 sagen, ob man übernachten könnte oder nicht. Wieder andere stellten sich eine langfristige schriftliche Vorbuchung vor. So viel dazu, dass das eine neue Entwicklung ist. zwinker

Also stiegen wir mit den ersten regelmäßigen Gehaltseingängen auf Hotels/Pensionen etc. um. Zur Suche entwickelten wir verschiedene Taktiken, die von der Suche nach einer Informationstafel oder noch besser einer geöffneten Touristeninformation über das Blättern im hoffentlich vorhandenen Telefonbuch in einer ebenfalls hoffentlich vorhandenen Telefonzelle, der Frage in einem Geschäft/einer Kneipe bis hin zum mehr oder minder zielgerichteten Rumfahren in einem Ort reichten. Unterkunftsverzeichnisse für etwas größere Regionen waren eine begehrte Beute, zumindest in einem Urlaub haben wir ernsthaft die Deutschland-Ausgabe eines Hotelführers dabeigehabt (und ausgiebig genutzt).

Auch damals kam es nicht so selten vor, dass man bei kleineren Betrieben niemand erreichte und wenn doch die Auskunft bekam, dass man nur mit Vorab-Reservierungen arbeitet und außerdem gerne längere Buchungen hätte. Also übernachteten häufiger in etwas schickeren Hotels, weil das alles dort kein Problem war und weil uns der kleine Luxus zugegebenermaßen auch Spaß machte.

Dann kam das Internet und damit die Buchungsportale. Endlich war es möglich, einen Überblick zu bekommen, was es zu welchem Preis überhaupt gibt und es war auch klar, dass die dort inserierenden kein Problem damit haben, dass man nur eine Nacht bleibt. Jahrelang bin ich so vorgegangen, dass ich zwar Unterkünfte in Buchungsportalen gesucht, aber nicht gebucht habe, sondern einfach vorbeigegangen bin. Dass sie etwas frei haben mussten, war ja klar. Diese Vorgehensweise hat dazu geführt, dass wir nur noch selten Pech mit miesen Unterkünften hatten und dass unsere Ausgaben für die Übernachtung tendenziell sanken.

In den Zehnerjahren waren wir mehrfach in GB und Irland unterwegs. Damals war es dort trotz Internent noch problemlos möglich und üblich, durch die Orte zu gehen, nach B&B-Schildern zu suchen und einfach zu klingeln. Entweder es gab noch etwas oder es wurde geholfen, nach einer Alternative zu suchen. Erst bei unserem bisher letzten Besuch dort bemerkten wir auch dort eine starke Tendenz zur Vorbuchung und viele Häuser waren nicht mehr gekennzeichnet. Es war aber immer noch verhältnismäßig einfach, was natürlich auch damit zu tun hatte, dass wir die Landessprache sprechen.

Dann folgten mehrere Urlaube in Italien. Erstens kann ich da die Landessprache bestenfalls radebrechen, zweitens scheint es in Italien völlig unüblich zu sein, dass private Vermieter ein Schild an die Tür hängen. Also fingen wir an, im Laufe des Tages vorzubuchen, haben aber auch bemerkt, dass das bei sehr kleinen Vermietern oft nicht klappt, d.h. dass Angebote, die am Vorabend noch verfügbar sind am selben Tag nicht mehr gebucht werden können (natürlich kann das im Einzelfall auch daher kommen, dass schon ein anderer gebucht hat, aber im großen Stil ist das unwahrscheinlich....).

Gleichzeitig setzte die Entwicklung ein, dass unsere Ansprüche für einzelne Übernachtungen wieder gesunken sind. Die Angebote eines schicken Hotels lassen sich bei einem so kurzen Aufenthalt gar nicht so richtig nutzen. Also haben wir wenn wir eh vorbuchen in den letzten Urlauben ein paar Unterkünfte gebucht, die wir früher wahrscheinlich nicht genommen hätten, weil sie uns suspekt vorgekommen wären. Wir hätten dann eher ein zwar teures, aber 'sicher funktionierendes' Hotel genommen.
Ein paar Mal hat das z.B. letztes Jahr auch zu kuriosen Situationen geführt, weil die Unterkunft zwar kurzfristig für eine Nacht im Netz zu buchen war, aber offensichtlich keiner damit gerechnet hat, dass das wirklich passiert. Es ist aber immer gut gegangen, denn das war jeweils in Gegenden, in denen es grundsätzlich reichlich Unterkünfte gab.

Dass in letzter Zeit der Trend wieder zum Vorbuchen und zum 'zwei Nächte Mindestaufenthalt' geht, beobachte ich auch, denke aber tatsächlich, dass auch dieser Trend nicht für ewig ist. Wer weiß was die Zukunft bringt. Vielleicht wird Reisen sowieso bald zum unerschwinglichen Luxus....