Ich zelte heute sehr viel lieber als vor 35 Jahren. Da kannte ich nur diese einwandigen Dackelgaragen, die einem bei jedem ernsthaften Regenschauer ein ausgiebiges Schlafsackbad gewährt haben. Und Kälte und Nässe habe ich schon immer gehasst. Aber ich dachte, das ist halt so und habe es hingenommen, zumal ich bis vor etwa 25 Jahren ohnehin höchstens einmal jährlich eine Woche lang ohne Arbeitseinsatz unterwegs war (zu Fuß oder Rad).
Im Laufe der Zeit lernte ich, dass es auch dichte Zelte und warme Schlafsäcke gibt. Seitdem zelte ich bevorzugt. Und gerne.
Und so hat sich mein Tour- bzw Reisestil ("echte" Reisen stelle ich mir immer großartiger vor als meine bescheidenen max dreiwöchigen Unternehmungen in Europa) in den letzten 25- 30 Jahren eigentlich nur unwesentlich geändert. Meine Ausrüstung ist besser und leichter geworden. Meine Fahrräder haben bessere Bergübersetzungen (die Muskeln sind ja auch schwächer geworden). Ich fahre immer noch überwiegend Räder aus den 90 gern (eine Ausnahme ist 15 Jahre jünger) und 4 Taschen.Ich trinke abends weniger Alkohol, esse kaum noch Süßigkeiten und rauche auch nicht mehr, dafür habe ich ein kleines Bäuchlein, einen Haufen Falten und quengelnde Gelenke. Ich fahre nicht mehr ganz soviele km (von den Höhenmetern lässt sich das hingegen nicht sagen). Es ist ein Garmin dabei, aber Karten auch immer noch. Ich führe ein Smartphone mit (überwiegend ausgeschaltet). Und geplant wird immer noch nur vage.
Was sich auch geändert hat: Ich vermeide weitere Anreisen, weil mir das mit der Velomitnahme mittlerweile zu stressig ist.
Ob ich mich für meinen altertümlichen Reisestil schämen sollte, weiß ich nicht, für mich passt das so und das ist das was zählt.
Ich genieße jeden einzelnen Tag, den ich so unterwegs sein kann.
Wenn ich nicht mit meinem Reisepartner verheiratet wäre, wäre es vielleicht schwieriger passende Begleitungen zu finden - so stellt sich diese Frage nicht.
Ich hoffe außerdem, dass mir Berge nicht so bald unüberwindlich scheinen, DAS wäre für mich eine erheblich größerer Einschnitt, als der Wechsel von unbequemen zu bequemen Betten oder umgekehrt.
Gruß
Nat